12.-16.08.2009: co Pop - Köln [2009]

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Vom 12. bis zum 16. August fand in der Kölner Innenstadt zum wiederholten Male die c/o Pop statt. Eine Messe aus Konzerten, DJ Sets, Partys und allerhand Meetings rund um das Thema moderne Popkultur. Auch in diesem Jahr war die Messe wieder ein Magnet für alles was in der Szene Rang und Namen hat. Beim Line Up außerhalb der Gesprächsrunden/Conventions hatten sich die Veranstalter nicht lumpen lassen. Konzerte und Partys locken unzählige Musikhungrige in die Domstadt. Das Festivalticket war mit rund 75 Euro für fünf programmgelandene Tage und Nächte durchaus erschwinglich.

Mittwoch
Bereits am Mittwoch öffnete die c/o Pop ihre Tore für die Öffentlichkeit. In verschiedenen Kölner Venues gaben sich die Künstler die Klinke in die Hand. Auf den Opernterrassen am Appellhofplatz hatte man nicht nur die sogenannte Festivalzentrale eingerichtet, sondern veranstaltete auch die Eröffnungsveranstaltung: Ein Konzert mit John Watts, bei dem man es noch recht ruhig angehen ließ. Die Partygänger kamen zu späterer Stunde im Studio 672 mit Sascha Dive, Robert Dietz und Co ganz auf ihre Kosten.

Donnerstag
Am darauf folgenden Donnerstag hatten sich schon deutlich mehr Zuschauer auf der Opernterrasse eingefunden. Kein Wunder, denn das Konzert von PatrickWolf nebst Supportact Steve Strange versprach interessant zu werden. Das Steve Strange mehrere Male die Bühne verließ, um sein Outfit zu ändern, wirkte sich besonders auf den Auftritt von Patrick Wolf aus. Der exzentrische Künstler, der in ein sehr eigenwilliges Outfit aus roter Polsterjacke und Bommelkrone gekleidet war, verkündete bereits vor seinen Auftritt, dass er die Sperrstunde nicht würde einhalten können und die Bühne erst verlassen wolle, wenn sein Set beendet sei. Die Stadt Köln hatte es den c/o Pop Veranstaltern auferlegt, Konzerte im Freien bis spätestens 22 Uhr zu beenden. Doch an diese Klausel in seinem Vertrag hielt sich Patrick Wolf gar nicht gern. Als um Punkt 22 Uhr die PA ausgeschaltet wurde. rastete das blonde Gesangstalent völlig aus. Er schmiss Mikrophone und Instrumentenständer nach den Soundtechnikern zu seiner Linken, fluchte lauthals und gab durch Spucken und Schreien knallhart zu verstehen, dass er dieses abrupte Ende seiner fest einstudierten Show nicht so einfach akzeptieren würde. Die Menge schien ganz seiner Meinung. Fast 15 Minuten lang klatschten die Zuschauer weiter und forderten eine Zugabe. Doch nach und nach wurde allen klar, dass dies wirklich das Ende war, wenn auch ein recht bizarres. Denn dass der eher ruhig wirkende Künstler so austicken könnte, hatte ihm wohl keiner zugetraut. Und während hinter der Bühne die Diskussionen um das Für und Wider seines rüpelhaften Verhaltens noch lange anhielten, machte sich ein Großteil der Menge auf zum nächsten Venue des Abends. Wer schnell war konnte im Bogen 2 noch die letzte Klänge der Show von Allen Allien, These New Puritans und anderen Künstlern miterleben. Wer zu spät kam, der hatte immerhin die Option, trotz allem im Bogen zu verweilen. Die Total Confusion bot die ganze Nacht über elektronische Beats aus Techno und Minimal.

Freitag

Am Freitagnachmittag haben sich bereits eine Stunde vor Einlass etliche Fans der Band The Whitest Boy Alive an der Opernterrasse eingefunden. Die Entscheidung, sich dieses Konzert anzuschauen, fiel nicht ganz einfach, denn im Gloria traten fast zeitgleich Bonaparte auf. Man konnte aber darauf hoffen, es zum Ende des Konzertes noch ins Gloria zu schaffen. Die Wege zwischen den einzelnen Clubs waren nicht allzu weit, erst recht mit Bus und Bahn konnte man von einem Venue schnell zum nächsten wechseln und hatte so die Möglichkeit, viele Eindrücke der c/o Pop zu gewinnen. Die Show von The Whitest Boy Alive war nahezu ausverkauft. In altbekannter c/o Pop Manier hatten die zahlenden Gäste Vorrang vor Presse und Fotografen. Und so hieß es erst mal warten, bis man die Chance bekam, dass einem Einlass vor die Bühne gewährt wurde. Dann aber boten die Herren aus Berlin eine durchaus sehenswerte Show. Zwar wirkten ihre elektronisch bestimmten Songs zum Anfang eher ähnlich träge wie die Band selbst. Gegen Ende aber konnten sie absolut mit ihrem Indie-Electro Mix überzeugen. Besonders die Coversongs wie „Out Of Space“, „Enjoy The Silence“ oder eine zeitgemäße Aufmachung des Michael Jackson Hits „Billy Jean“ begeisterten. Es durfte getanzt werden. Auch die bandeigenen Songs wie „Burning“, die teils eher etwas weniger auf elektronische Einflüsse zählen, kamen an. Leider mussten auch sie auf längere Zugaben verzichten. Einen Eklat wie am Vortag gab es jedoch nicht.

Viele Konzertbesucher waren nun in Eile, um noch etwas von der Show im Gloria mitzubekommen, vielen wurde jedoch der Einlass verwehrt. Irgendwie schaffte man es aber dann doch noch rein. Bonaparte standen bereits auf der Bühne. Eine bunte Truppe, die ordentlich über die Bühne wirbelte und für mächtig Stimmung sorgte. Besonders bei „Too much“ oder „Anti Anti“ zeigte sich das bunt gemischte Publikum textsicher. Und während auf der Bühne teils die Hüllen fielen, teils komisch verkleidete Gestalten um die Band hüpften, feierte die Menge ihrerseits merklich ausgelassen.

Wer nach diesen zwei Konzerten noch stehen konnte, der fand sich vermutlich zu späterer Stunde noch in einem der Partyclubs oder im Odonien wieder. Das Atelier des Künstlers Odo Rumpf diente schon in der Vergangenheit als Kulisse für elektronisch bestimmte Partys in den Sommermonaten. Zwischen Stahlskulpturen und altem Blech feierte die Menge auf zwei Floors bis in die frühen Morgenstunden. Unter anderen mit DJ's und Liveacts wie: Firttenbude, Amanda Blank, David Hasert und Bad Hairy Catz die leider aus Krankheitsgründen nur durch DJ-Frontmann DJs With Bed Haircuts vertreten wurden. Wer des Nachts das Venue wechseln wollte konnte dabei einfach den bunt beklebten Bus einiger Elektrofans aus dem Ausland nutzen. Er gondelte die komplette Nacht zwischen den Läden hin und her. An Bord gab es Livemusik vom DJ-Pult, Alkohol und viel gute Laune. Der Fahrer zeigte sich gelassen und unbeeindruckt von dem wilden Treiben hinter seinen Rücken. Eine kostengünstige, musikalische, und schnelle Alternative zum Taxi.

Samstag:
Auch am Samstag gab es wieder ein top Konzert auf der Opernterrasse zu verzeichnen. Black Lips sorgten für volles Haus und gute Stimmung. Im Anschluss fand im Gebäude der Opernterrasse eine der wohl beliebtesten Veranstaltungen des Tages statt. Das DJ Team der Fancy Footwork hatte zur Silent Disco geladen. Bei dieser wurden etliche Funkkopfhörer verteilt und die Musik auf diese gesendet. Im Raum herrschte vollkommene Ruhe, was vor allem dann witzig wurde, wenn einige Leute beliebte Songs besonders laut mitsangen. Aber damit nicht genug, denn im Hauptraum traten zu späterer Stunde Bloody Beetroots auf. Ein Electro-Techno Duo, das mit ihrem Hit Warp bekannt wurde. Die Stimmung kochte buchstäblich über, als eben jener Track gespielt wurde. Unter den Namen Local Heros fanden parallel dazu noch weitere Partys lokaler Nightlifehelden statt. Brilli Vanilli, Like/Select, Basswerk/Quake oder Treibstoff/Silberschwein, um nur ein paar zu nennen. Viele Partymacher hatten sich im Vorfeld zusammen geschlossen um mit möglichst hochkarätigen DJs und Partys zu glänzen. Ganz eindeutig ist dies ihnen auch gelungen. Erst gegen 7 Uhr in der Früh wurden mancher Orts die Türen geschlossen.

Sonntag

Bereits um 11 Uhr hatte das größte Event des Tages seine Tore geöffnet. Die Pollerwiesen zogen tausende Technojünger auf die Jugendwiese in Deutz. Wie auch in den Jahren zuvor hatte hiermit auch das in der Pop-Kultur eher zwiespältig betrachtete Bootshaus seine Veranstaltung. Leider musste man auf den Star DJ und Berlin Calling Darsteller Paul Kalkbrenner verzichten. Nichtsdestotrotz war und bleibt die c/o Pop eine eindrucksvolle und facettenreiche Musikveranstaltung, die noch so manchen Kölner Sommer prägen wird.